Datum: 09.02.2024
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Zwischen prunkvollen Schlössern und eindrucksvollen Museen: Unser Podcast-Duo, bestehend aus Silvia Tyburski und Tinka Dippel, nimmt Sie in dieser Episode wieder mit nach Sachsen. Im Fokus stehen dieses Mal die drei malerischen Städte Plauen, Grimma und Torgau – vielfach unterschätzt und doch unbedingt sehenswert.
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Was sollte man in Torgau gesehen haben?
Samstag, 10. Dezember 2022 Torgau
Spielwarenhändler Loebner setzt aufs Internet
Von Thomas Manthey
Torgauer Traditionsunternehmen im Wandel der Zeit / Klassische Laufkundschaft gibt es kaum noch
Ingo Loebner, hier in der Schaltzentrale, ist der aktuelle Geschäftsführer und führt das Torgauer Familienunternehmen „Spielwaren Loebner“ in der 12. Generation. Foto: Thomas Manthey
Torgau. Spielzeug begleitet uns das ganze Leben! Als Kind und Jugendlicher sowieso, später als Eltern und Großeltern, die ihren Kindern und Enkelkindern was Gutes tun. Mit Spielwaren lässt sich gut handeln und gut Geld verdienen. Weltweit. Und am besten über das Internet.
Wo in ärmeren Ländern das Spielzeug oftmals noch selbst gebastelt wird, blüht in den wohlhabenden Ländern und Gesellschaften das Geschäft mit dem Spielzeug. Doch der direkte Kauf von Puppe, Spielzeugbagger, Eisenbahn, Ball, Spielzeugflieger, Puzzle & Co. durch den Kunden in den Geschäften geht mehr und mehr zurück, hat sich seit gut einem Jahrzehnt ins Internet verlagert. Ingo Loebner (46), Geschäftsführer und Inhaber des Spielwarengeschäftes Carl Loebner in Torgau, kennt die Tendenz und gibt klar zu: „Unseren Umsatz machen wir hauptsächlich über das Internet.“
Online-Kauf hat Vor- und Nachteil
Der Einkauf im Internet hat den Vorteil, man kann diesen zu jeder Tagund Nachtzeit tätigen. Egal, wo auf der Welt man ist. Man braucht nur einen Laptop, ein Tablet oder ein Handy, eine stabile Internetleitung oder gut mobile Daten und schon kann man durch die „Geschäfte“ surfen. Nicht schön für den Einzelhändler im Ort, aber doch irgendwie praktisch. „Das hatten wir Ende 2012 auch erkannt. 2013 hatten wir uns dann im Internet aufgestellt. Der Handel und Vertrieb erfolgt von Jahr zu Jahr zunehmend mehr über das Internet. Mittlerweile vertreiben wir Spielwaren zu 95 Prozent über unseren Online-Handel“, so der Torgauer Spielwarenhändler Ingo Loebner.
Der 46-Jährige betreibt das renommierte und bekannte Torgauer Spielwarengeschäft Carl Loebner in der 12. Generation. Am 26. Mai 2018 übernahm Loebner junior den Spielwarenladen in der Bäckerstraße 2 plus das Lager im Gewerbegebiet Süptitzer Weg von dessen Vater Jörg Loebner. Vorfahre Christoph Loebner war der Gründer des Familienunternehmens, der am 15. April 1685 das Spielwarengeschäft in Torgau eröffnete.
Statt Verkäufer Versandmitarbeiter
Acht Mitarbeiter hat Ingo Loebner, von denen fast alle im Lager und im Versand tätig sind. Das Ladengeschäft mit seinen zwei Etagen am Rand des Torgauer Marktplatzes wird zwar nach wie vor zu den ortsüblichen Öffnungszeiten betrieben, doch die Laufkundschaft ist in den zurückliegenden Jahren weitaus weniger geworden. Ingo Loebner: „Das Kaufverhalten hat sich ganz, ganz stark verändert. Die Kinder beschäftigen sich sehr viel über ihr Handy oder Tablet mit dem Internet.
Unser Geschäft wird von der Laufkundschaft zumeist in der Oster- und Weihnachtszeit, Faschingszeit sowie in der Zeit um den Schulanfang herum frequentiert. Der überwiegende Teil dieser Kundschaft sind Touristen. Und die staunen immer wieder, dass es in Torgau das älteste Spielwarengeschäft Deutschlands gibt. Ein Teil unserer Kunden kommt aus Herzberg und Eilenburg. Ich habe den Eindruck, dass beispielsweise die Herzberger kauffreudiger sind und eher gern ins Geschäft gehen.“
Die Bestellungen bei Loebners gehen allesamt elektronisch, sprich online ein. Ingo Loebner persönlich sowie je nach Aufkommen und Anzahl der Bestellungen wickeln bis zu zwei Mitarbeiter das Onlinegeschäft ab, die restlichen Beschäftigen sind mit dem Verpacken der Ware und dem Versand beschäftigt. „Wir liefern innerhalb eines Tages nach Erhalt der Bestellung aus. Um 14.45 Uhr erfolgt die letzte Abholung der Pakete durch DHL“, so Loebner, der den Vertrieb über das Internet positiv sieht: „Vom stationären Handel könnte ich nicht leben. Ich könnte keine Nacht ruhig schlafen.“
www.carl-loebner.de
Torgau an der Elbe …
Torgau? An der Elbe? War da nicht die Begegnung zwischen Amerikanern und Russen im April 1945? Dieser Satz fällt unweigerlich, wenn von der Kreisstadt im Freistaat Sachsen die Rede ist. Hier begegneten sich am 25. April 1945zum ersten Mal sowjetische und US-amerikanische Truppen. Das berühmte Foto vom Handschlag zwischen einem amerikanischen und einem russischen Soldaten auf der zerstörten Elbe brücke wurde allerdings einen Tag später nachgestellt – und die erste Begegnung fand auch nicht in Torgau, sondern 30Kilometer flussaufwärts bei Strehla statt. Etliche Denkmäler erinnern an die historische Begegnung, das Foto ist in vielen Geschichtsbüchern zu finden, undi n Torgau wird jedes Jahr um diese Zeit der Elbe-Day begangen. So weit, so bekannt. Und sonst?Torgau teilt das Schicksal so mancher anderer kleineren Stadt – es steht im Schatten der berühmteren, bekannteren, größeren Städte. In Sachsen sind das beispielsweise Dresden und Leipzig, deren Glanz Torgau überstrahlt – selbst Wittenberg im benachbarten Sachsen-Anhalt ist bekannter. Dabei ist das nicht nur ungerecht, sondern in diesem Fall auch ausgesprochen schade. Denn zum einen sind nicht nur beide Städte mit Luther und der Reformation verbunden: Martin Luther hat zwar lange in Wittenberg gelebt und gewirkt, hat jedoch Torgau immer wieder besucht, was durchaus verständlich war. Kurfürst Johann Friedrich I war ein Anhänger Luthers und der Reformation, und Torgau war im 16. Jahrhundert Machtzentrum der umwälzenden neuen Bewegung. Luther weihte auf Schloss Hartenfels 1544 denn auch die erste evangelische Schlosskapelle überhaupt ein. Und seine berühmten 95 Thesen soll er zwar am 31. Oktober 1517 höchstpersönlich an die Wittenberger Schlosskirche genagelt
2nd Lieutenant William Robertson (US-Army) und Leutnant Alexander Sylvashko (Rote Armee) beim symbolischen Handschlag „East Meets West“
haben (was noch dazu umstritten ist) – gedruckt hat er sie jedoch – und das ist verbürgt! – zuvor heimlich auf Schloss Hartenfels. Zudem verfassten er 1530zusammen mit Justus Jonas, Johannes Bugenhagen und Philipp Melanchthon nach Auftrag des Kurfürsten die „Torgauer Artikel“, die die reformatorischen Bemühungen erläutern sollten. „Wittenberg war die Mutter der Reformation, Torgau ihre Amme“, wie es also folgerichtig heißt.
Soweit zu Luther, dessen Frau Katharina von Bora übrigens in Torgau begraben wurde, als sie vor der in Wittenberg wütenden Pest nach Torgau floh– und vor den Toren der Stadt bei einem Unfall so schwer verletzt wurde, dass sie drei Wochen später in der Stadt starb. In ihrem Sterbehaus befindet sich heute ein Museum, in der Torgauer Marienkirche ist ihr Epitaph zu besichtigen. Zum anderen jedoch ist da noch viel mehr. Es ist gar nicht so leicht, alles aufzuzählen, was die Stadt interessant und sehenswert macht. Torgau nimmt zu Recht für sich in Anspruch, eine der schönsten Renaissancestädte Deutschlands zu sein. Etwa 500 Baudenkmale der Spätgotik und Renaissance sind hier zu bewundern – sie stammen aus der Glanzzeit Torgaus als kursächsische Residenzstadt im 16. Jahrhundert. Da wäre vor allem Schloss Hartenfels zu nennen, prachtvolles Zeugnis der Blütezeit der Stadt. Der gewaltige Schlosskomplex am Ufer der Elbe dominiert die schöne Altstadt. Es ist das bedeutendste Schloss der deutschen Frührenaissance und galt zu seiner Zeit – selbst als der Hof schon in Dresden residierte – als modernstes Wohnschloss Sachsens. Heute ist Schloss Hartenfels Sitz des Landratsamtes Nordsachsen, außerdem beherbergtes etliche Museen und wirbt damit, „Schauplatz von 500 Jahren Weltgeschichte“zu sein – was nicht übertrieben sein dürfte. Neben Martin Luther tauchen in dieser langen Geschichte Namen vieler bedeutender Persönlichkeiten auf: Lucas Cranach, Kaiser Karl V., die Komponisten Heinrich Schütz oder Johann Walther,der in Torgau die erste Kantorei und schließlich die sächsische Hofkapelle gründete. Alexei, Sohn von Zar Peter I. von Russland, heiratete auf Schloss Hartenfels Charlotte Christine, die Tochter des Herzogs Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel. Napoleon Bonaparte ist mit Torgau verbunden –auf seine Anordnung wurde die Stadt 1811 als Festung ausgebaut. Überhaupt hat die Stadt eine lange Militärgeschichte aufzuweisen. All das kann man in verschiedenen Museen des Schlosses nachverfolgen. Da ist die Dauerausstellung unter dem schönen Titel „Standfest. Bibelfest. Trinkfest“ – was allein schon den überaus beleibten letzten Ernestiner Herrscher Johann Friedrich den Großmütigen wunderbar charakterisiert. Im Albrechtsbau ist die Ausstellung„Torgau. Residenz der Renaissance und Reformation“ mit Schätzen aus der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen. Im Lapidarium in den Gewölben des Schlosses erfährt man etwas über dessen Geschichte. „Aufbruch ins Abenteuer“ hieß die spannende Ausstellung über die Ritterwelt der bei Kindern und Erwachsenen beliebten Computerspiele, die leider Ende April zu Ende ging. Sie war ein Beleg dafür, dass man in Torgau durchaus erfolgreich versucht, etwaigen musealen Staub fernzuhalten. Eine Attraktion ist auch der Bärengraben, dessen Tradition seit 1425 (mit Unterbrechungen) zum Schloss gehört – die Bären sind sozusagen das Maskottchen der Stadt. Zu beobachten sind sie sogar per Webcam: https://www.schloss-hartenfels.de/baeren.html Es ist wie so manches Mal in anfangs unterschätzten Städten: Ein Tagesausflug ist zu wenig, um alles zu erkunden und zu entdecken, man braucht einfach mehr Zeit. Der Torgauer Museumspfad bietet sich an
mit der ehemaligen Kurfürstlichen Kanzlei – heute Sitz des Stadt- und Kulturgeschichtlichen Museums – der Katharina-Luther-Stube, dem Braumuseum und dem Handwerkerhaus sowie dem „Bürgermeister Ringenhain-Haus“ mit seiner prachtvollen Renaissance-Architektur, die ihresgleichen sucht – kein Wunder, war doch der Bürgermeister Ringenhain damals der reichste Bürger der Stadt. Das alles kann man durchaus bequem fußläufig auf dem Museumspfad erkunden, es liegt auf dem engen Raum der Innenstadt nicht weit voneinander entfernt. Übrigens wurde auf Schloss Hartenfels 1970 der DEFA-Film Dornröschen mit der Hauptdarstellerin Juliane Korén gedreht – wer den Film gesehen hat, kennt auch den berühmten Wendelstein! Und wer dafür einen Sinn hat – sei es, dass er mit Kindern anreist (was durchaus zu empfehlen ist) – sei es, dass er ein gutes Erinnerungsvermögen an die eigene Kindheit hat, der sollte sich einen Abstecher in das älteste Spielzeuggeschäft Deutschlands gönnen! Es wurde1685 gegründet, die Familie von Carl Loebner führt es inzwischen in der 12. Generation. Die „Spielzeug-Loebners“ überlebten die französische Besatzung, den 7-jährigen Krieg, den ersten und den zweiten Weltkrieg, die Inflation, die Weltwirtschaftskrise – und den Sozialismus. Im kulturgeschichtlichem Museum der Stadt ist übrigens die Spielzeugsammlung der Firma Carl Loebner als Dauerleihgabe zu sehen – schon allein deshalb sollte man mit Kindern anreisen … Bleibt nur noch das Schluss-Resümee: Man sollte die kleineren Städte nicht übersehen. Sie versprechen so manche Entdeckung. Und – was heißt schon Provinz? „Provinz – das ist immer der nächstkleinere Ort“, sagte einmal der Kritiker Joachim Kaiser. Wo fängt also die Provinz an? In Torgau? Dresden? Berlin? Na also. Christine Hellert https://tic-torgau.de/ | https://www.carl-loebner.de/
Die erste urkundliche Erwähnung des Geschäftes führt auf den 15. April 1685 zurück, der Drechslermeister Christoph Loebner heiratete in der Leipziger Thomaskirche die Nadlermeistertochter Marie Katharina Nitsche. Ein Meister war zur damaligen Zeit Zeit immer selbstständig. Das Paar zog nach Torgau und eröffnete eine Drechslerwerkstatt. Gedrechselt wurden Holzdocken (Puppen mit einem Steinchen als Klapper), aber auch Trommelstöcke, Kreisel, Kegel, Pfeifen und Billardkugeln. Das erste Kind wurde bereits 1686 in Torgau geboren. Das Familienunternehmen wurde seitdem durch 11 Generationen stets vom Vater auf den ältesten Sohn vererbt und von ihm fortgeführt.
Am 13. November 1780 kaufte der Innungsmeister Johann-George Loebner das jetzige Haus in der Bäckerstraße und richtete seine Werkstatt ein. Er verkaufte seine Waren auch auf den Märkten der Umgebung und auf der Leipziger Messe. Ab der 6. Generation waren "Loebners" reine Kaufleute und handelten mit gedrechselten und anderen Spielwaren.
Die höchste Tageseinnahme betrug am 8. Dezember 1923 während der Inflation 3.667.147.350.000.000 (ca. 3,6 Billiarden) Reichsmark, die geringste wurde am 7. Januar 1932 in der Weltwirtschaftskrise mit 18,22 Reichsmark erreicht.
Loebners überlebten die französische Besatzung, den 7-jährigen Krieg, den ersten und den zweiten Weltkrieg, die Inflation, die Weltwirtschaftskrise und den Sozialismus. Mit der 12. Generation in den Startlöchern wollen Loebners auch die jetzige Krise durchstehen.
Seit Dezember 2006 ist im Stadt- und Kulturgeschichtlichem Museum der Stadt Torgau die Spielzeugsammlung der Firma Carl Loebner als Dauerleihgabe zu sehen.
Johann-Georg Loebner übergab seine umfangreiche Spielzeugsammlung dem Torgauer Museum.
Viele ehemalige "Ladenhüter" der Firma Loebner sind jetzt wertvolle Sammlerstücke und wurden von dem heute über 85-jährigen in den letzten Jahrzehnten dokumentiert und aufbewahrt.
So manche Rarität ist zu sehen, unter anderem auch die kleinste hölzerne Gliederpuppe der Welt.
Carl Loebner - "Das älteste Spielwarengeschäft Deutschlands gegr. 1685" e.K.
Bäckerstraße 2
04860 Torgau
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